Dienstag, November 4, 2025
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Adobe Photoshop vs. Nano Banana: Kontrahenten oder Partner?

Wer in den letzten Wochen auf LinkedIn unterwegs war, konnten den Eindruck bekommen, dass Adobe Photoshop durch neue KI Modelle wie Nano Banana überflüssig geworden ist. Wo die steile These rausgehauen wird, ist die steile Gegenthese nicht weit: Als Beweis wurden Photoshop und KI Modelle mit Standardaufgaben traktiert, die präzise Werte vorgaben (Gausscher Weichzeichner mit 10px Radius). Und siehe da: Die KI Modelle versagen kläglich.

Solche Duelle zwischen konventioneller Bildbearbeitung und KI Modellen sind gutes Social-Futter – für die tatsächlichen Anwender komplett untauglich, der täglich konkrete Aufgaben mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen erledigen muss.

  • KI Modelle haben ihre Stärken in kreativer Bearbeitung und bei Composings. Mittlerweile schaffen sie es, in wenigen Sekunden mühelos aus mehreren Einzelbildern und Textvorgaben realistische Bilder zu generieren. Sie kämpfen aber noch mit „Halluzinationen“ und der exakten Wiedergabe von Details.
  • Bildverarbeitungsprogramme sind dagegen Handwerkszeuge, die die Vorstellungen des Kreativen exakt und reproduzierbar umsetzen. Composings sind aufwendige Handarbeit, aber pixelgenaue Bearbeitung geht nur mit Photoshop und Co.

Die Entwicklung läuft aber nicht auf die große Konfrontation hinaus, sondern geht klar in die Richtung „Integration“: Adobe hatte wohl vor einiger Zeit realisiert, dass der Konzern schlechte Karten hat, mit der rasanten Entwicklung der spezialisierten KI Modelle mitzuhalten und im April angefangen, Modelle anderer Anbieter in die eigenen Produkte zu integrieren.

Photoshop goes Banana. Offiziell.

Die Integration externer Modelle beschränkte sich aber auf die Firefly Online-Anwendung und betraf nicht das kommerzielle Flaggschiff Photoshop. Dies soll sich noch diesen Monat (September 2025) ändern: Adobe hat jetzt angekündigt, dass mit dem September Release Googles neues Modell Nano Banana in Photoshop verfügbar wird.

Howard Pinsky, Principal Digital Imaging Community Engagement Specialist bei Adobe (ich will auch so einen Titel) hat auf mehreren Plattformen ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie sich in der nächste Version von Photoshop direkt in der Anwendung Nano Banana lässt:

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Das Video zeigt, wie

  • … störende Objekte gelöscht und unscharfe Gesichter wiederhergestellt werden
  • … Störende Haare entfernt werden
  • … in einem Hintergrundbild Licht und Tageszeit sowie Text geändert werden
  • … und dann beide Bilder integriert werden.
Nano Banana in Photoshop

Dies alles geschieht über Texteingaben im „Generative Fill“ Panel, in dem als eine Option verschiedene Modelle ausgewählt werden können. Zur Auswahl stehen:

  • Gemini 2.5, also Nano Banana
  • Firefly in den Versionen 1 und 3
  • … sowie ein weiteres Adobe Modell, dass allerdings ausgegraut ist.

Lassen wir uns überraschen, welches Modell von Adobe noch dazu kommen wird.

Was soll das kosten…

Wozu es noch keine verbindliche Infos gibt: Wie die Verwendung von Nano Banana in Photoshop abgerechnet wird. Für die Firefly App bietet Adobe drei verschiedene Tarife mit unterschiedlichem Credits-Kontingent an, während Photoshop alleine oder als Teil des Foto-Abos gebucht werden kann.

Vermutlich wird es ein kleines Frei-Kontingent geben, für den regelmäßigen Einsatz und größeren Umfang muss vermutlich eins der Firefly-Pakete dazu gebucht werden.

… und was ist mit den juristischen Aspekten?

Adobe positioniert seine KI Werkzeuge als „Kommerziell sicher“: Im Gegensatz zu den meisten anderen KI Modellen sichert Adobe zu, alle entsprechenden Rechte an den Trainingsdaten zu besitzen – aber dies gilt natürlich nur für die eigenen Firefly Modelle. Es wird interessant, die Nutzungsbedingungen zu analysieren, die Adobe für die Nutzung der externen Modelle vorgibt. Sonst laufen professionelle Photoshop-Anwender Gefahr, sich urheberrechtliche Probleme über die Hintertür einzufangen.

Jetzt schon Nano Banana in Photoshop verwenden

Wer nicht so lange warten will, kann für kleines Geld (9$) ein Photoshop Plugin erwerben, mit dem Nano Banana Funktionen in Photoshop verfügbar werden:

Photoshop Plugin

Man erhält eine CCX-Datei, die man per Doppelklick installieren kann. Wenn man das nächste mal Photoshop öffnet, sieht man ein Panel, in dem man ein Prompt eingeben und ein Modell auswählen kann. Als externe Modelle stehen zur Verfügung:

  • Nano Banana (Gemini 2.5)
  • Seedream 4.0
  • Flux Dev und
  • verschiedene Flux Kontext Varianten.

Bevor man Bilder generieren kann, muss man sich beim Anbieter Astria registrieren, für ein paar Dollar Credits kaufen und einen API Schlüssel generieren, den man im Bedien-Panel einrichtet.

Die Ergebnisse sind qualitativ in Ordnung, allerdings stimmt die Skalierung nicht ganz: Die Ergebnisse sind in der X-Achse um ein paar Pixel verzerrt.

Insofern: Ein nettes Experiment, das zeigt, wie sich externe Modelle jetzt schon in Photoshop integrieren lassen – aber mehr auch nicht. Für den professionellen Einsatz muss alles perfekt stimmen.

Da Adobe selber – siehe oben – die Funktion integriert, müsste so ein Plugin schon einen großen Kosten- und / oder Funktionsvorteil bieten, um Erfolg zu haben.

Nano Banana killt Photoshop. Not.

Beide Ansätze – das kommende Photoshop Update als auch die Integration als Plugin – zeigen, wie sich der Markt entwickeln wird. Keins der neuen KI Modelle wird den Funktionsreichtum und die Marktdurchdringung von Photoshop in absehbarer Zeit gefährden. Sie stellen in einer sehr kleinen Nische massive Konkurrenz dar – mehr aber nicht.

Die beiden vorgestellten Entwicklungen – von Adobe oder durch externe Plugins – zeigen, wohin die Post geht: Integration statt Konkurrenz. Interessant wird, wie sich Machtverhältnisse und Abhängigkeiten zwischen dem Platzhirschen Adobe und den extrem agilen Modellanbietern entwickeln wird.

Wichtiger als das neueste Modell: Zuverlässige Workflows

Natürlich verfolgen wir die Entwicklung genau, welche neuen Modelle auf den Markt kommen und welche Vorteile sie bieten. Für den Arbeitsalltag von Kreativen sind aber andere Aspekte relevant:

  • Zuverlässige Tools
  • Reibungslose Workflows
  • Reproduzierbare Ergebnisse
  • Genaue Umsetzung von kreativen Vorstellungen

Dir fehlt dabei die Orientierung? Sprich uns an, wir beraten gerne!

Andreas Jürgensen
Andreas Jürgensenhttps://www.ai-imagelab.de
Andreas ist Jahrgang 1966, in Schleswig-Holstein aufgewachsen und mittlerweile gut assimilierter Rheinländer – seit er zum Studium als Fotoingenieur nach Köln zog. Seit über 20 Jahren betreibt er zahlreiche Diskussionsforen rund um diverse Fotomarken.
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