Freitag, Dezember 12, 2025
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Unperfekte KI Bilder: Realismus statt Perfektion

Warum unperfekte Bilder? Weil Perfektion langweilt!

Wer regelmäßig KI Bilder generiert, kennt diesen Moment: Du promptest ein realistisches KI-Porträt und wirst dann von porzellanartiger Haut, Barbie-Proportionen und einem Gesicht angelächelt, das aussieht, als hätte es eine 15-stufige Instagram-Filterkur hinter sich.

KI liebt Perfektion. Menschen nicht.

Und genau deshalb wirken auf uns viele KI-Bilder „fast richtig, aber nicht echt“. Für Marketing, Social Media oder glaubwürdige Personenfotografie ist das ein Problem – denn visuelle Glaubwürdigkeit entscheidet über Aufmerksamkeit und Vertrauen. Diverse Studien zeigen zudem, dass sogenannte Lo-Fi Bilder und Videos – bewusst weniger hochwertig produzierte Clips – bis zu 40 % mehr Aufrufe erhalten als professionell ausgeleuchtete Hochglanzproduktionen.

Die gute Nachricht: Authentische und bewusst nicht-perfekte KI-Bilder sind kein Zufall. Und wir zeigen dir, wie’s geht.

Warum KI-Bilder so oft künstlich wirken

KI-Bildgeneratoren – allen voran Midjourney – haben einen eingebauten Drang zur Perfektion. Sie bevorzugen…

  • makellose Haut,
  • symmetrische Gesichter,
  • glänzende Oberflächen und
  • dramatisches Licht.

Genau auf solchen Bildwelten wurden sie trainiert.

Dazu kommt: Viele Modelle verstärken gesellschaftliche Schönheitsideale – meist westlich, meist unrealistisch. Das Resultat sind Bilder, die zwar hübsch aussehen, aber leblos wirken: große, glasige Augen, perfekte Wellenhaare, HDR-Licht, gestellte Posen. Wer Erfahrung mit Fotografie hat, erkennt diese KI-Menschen sofort: fast echt, aber ohne Seele.

Gerade für Social Media ist das kontraproduktiv. Nutzer:innen reagieren emotional stärker auf beiläufige, alltägliche Aufnahmen – nicht auf generische Perfektion.

Imperfektion ist kein Fehler – sie ist der Schlüssel

Das menschliche Auge ist darauf trainiert, Unregelmäßigkeiten zu sehen – die reale Welt ist weit weg von Hochglanz. Genau diese Imperfektionen lassen KI-Bilder daher echter wirken:

  • kleine Asymmetrien
  • realistische Hauttextur
  • zerknitterte Kleidung
  • unregelmäßiges Licht
  • unperfekte Bildausschnitte

Wer authentische KI-Bilder will, muss die KI aktiv davon abhalten, „schön“ zu generieren.

Realismus prompten: Die wichtigsten Do’s & Don’ts

Die „verbotenen“ Wörter

Folgende Begriffe sind der Garant für Plastik-Gesichter und CGI-Look, wenn du realistisch wirkende Bilder willst, solltest du sie vermeiden

  • „hyperrealistic“
  • „cinematic lighting“
  • „perfect skin“
  • „beautiful woman“ / „handsome man“
  • „perfect photo“

Warum vermeiden?
Weil sie der KI signalisieren: Bitte maximal glänzend, glatt und symmetrisch.

Stattdessen: konkrete, menschliche Beschreibungen

Gesicht & Haut

  • „natural skin texture“
  • „slight blemishes“
  • „acne scars“
  • „thin lips“
  • „uneven teeth“

Haare & Kleidung

  • „slightly messy hair“
  • „oversized hoodie“
  • „relaxed clothing“

Emotionen (sehr wichtig!)

  • „tired expression“
  • „melancholic“
  • „irritated“
  • „absent-minded look“

Posen

  • „arms crossed“
  • „chin resting on hand“
  • „leaning against the door frame“

Exemplarischer Beispielprompt:
„average-looking man in his late 30s, natural skin texture with small imperfections, slightly messy short hair, tired expression, leaning on a kitchen counter, soft uneven morning light, candid photo, shot on 35mm film“

Anti-Komposition

Die meisten KI-Bilder sind zu perfekt ausbalanciert. Auch es lässt sich gezielt gegensteuern:

  • „asymmetrical composition“
  • „subject slightly cropped“
  • „off-balance framing“
  • „awkward crop, like a quick snapshot“

Exemplarischer Beispielprompt:
„awkwardly cropped candid portrait, subject half-cut at the shoulder, natural cluttered background, uneven window light“

Bewusst „kaputte“ Looks prompten

Formulierungen wie:

  • „cheap tourist snapshot, slightly shaky“
  • „overprocessed smartphone camera from 2012“
  • „accidentally too much contrast, over-edited“

… führen dazu, dass die KI versucht diese „Fehler“ zu korrigieren und dadurch deutlich glaubwürdigere Bilder erzeugt.

Fotografische Fachbegriffe

Die KI-Tools reagieren teilweise sehr gut auf Hinweise aus der Fotografie und verstärken so die Illusion realer Aufnahmen:

  • „shot on 35mm film“
  • „realistic grain“
  • „editorial style photo“
  • „documentary photo“
  • „iPhone snapshot“
  • „90s flash photo“

Exemplarischer Beispielprompt:
„woman waiting at a bus stop, early evening, iPhone snapshot, harsh 90s flash, random passerby in background, candid moment“

Kontext schlägt Ästhetik

Menschen wirken realistischer, wenn sie etwas tun:

  • Blumen gießen
  • Tasche über die Schulter werfen
  • Handy entsperren
  • eine Jacke schließen

Oder wenn die Umgebung sichtbar „echt“ ist:

  • Straßenlaternen
  • überfüllte U-Bahn
  • ungemachte Betten
  • Küchenchaos

Exemplarischer Beispielprompt:
„young woman putting groceries into her backpack on a rainy parking lot, slightly messy hair, natural ambient light, candid documentary style“

Iteration: Schritt für Schritt zum perfekten (oder unperfekten) Bild

Viele Einsteiger glauben, die KI verstehe alles und sei quasi ein Zauberstab. Aber: Bildmodelle raten nur auf Basis von Wahrscheinlichkeiten. Gute Bilder entstehen aber per Iteration, also Schritt für Schritt, die aufeinander aufbauen

  • Variationen eines Motivs
  • Austausch von Begriffen
  • Änderungen der Reihenfolge
  • Bewusste Vereinfachung und Kürzung von Prompts
  • Test unterschiedlicher Tools

Kein perfektes Bild entsteht beim ersten Versuch. Das ist kein Fehler, sondern der eigentliche kreative Prozess.

Tools für authentische Bildwelten

Wenn dir der beschriebene Weg zum unperfekten und realistischen Bild zu aufwändig ist, gibt es auch Abkürzungen: Spezialisierte KI-Bild-Generatoren wie Higgsfield Soul, Wan oder Krea.1 wurden gezielt auf Social-Media-Looks und „authentische“ Bildwelten trainiert. In Kombination mit den vorgestellten Prompts lassen sich so recht einfach die gewünschten Lo-Fi-Looks generieren.

Zusätzlich gibt es diverse Tools, die sich auf das nachträgliche Optimieren von Hauttexturen spezialisiert haben. Tools wie Enhancor App oder auch Magnific Skin Enhancer verpassen den KI-Bildern in der Postproduktion noch realistischere Hautstrukturen.

Unperfekt ist nicht einfach…

Authentische KI-Bilder sind kein Zufallsprodukt. Sie entstehen durch:

  • bewusste Imperfektion,
  • präzise menschliche Sprache,
  • Alltagssituationen statt Hochglanzposen,
  • Iteration.

Was paradox klingt, ist die eigentliche Kunst: Je weniger perfekt ein KI-Bild ist, desto echter wirkt es.

Und vielleicht ist genau das der Punkt, an dem KI wieder interessant wird: nicht als Generator makelloser Plastikwelten, sondern als Werkzeug, das uns hilft, das visuell Alltägliche wieder wertzuschätzen.

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