Mittwoch, Dezember 4, 2024
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Ideogram: Midjourney Konkurrent mit kostenlosem Account

Die Firma Ideogram aus Kanada hat mit dem gleichnamigen Programm (Version 1.0) einen ernstzunehmenden Konkurrenten für Midjourney vorgestellt. An einigen Stellen hat Midjourney noch die Nase vorn, aber speziell bei Geschwindigkeit, Bedienung und Generierung von Texten liegt Ideogramm schon gleichauf oder hat den Platzhirsch bereits überholt.

Und: Es gibt eine kostenlose Version!

Einstieg Ideogram

Der Start mit dem neuen Programm ist denkbar einfach:

  • Auf der Startseite wählt man, ob man sich per Apple ID oder Google Account registrieren will – eine Registrierung per eMail-Adresse ist aktuell nicht möglich.
  • Man bestätigt die Nutzungsbedingungen.
  • Und schon kann man loslegen…

Nach der kostenlosen Registrierung hat man 25 Prompts frei, die jeweils vier Bilder generieren. Dies ist nicht nur ein einmaliger Köder, sondern das Kontingent erneuert sich jeden Tag!

Bilder generieren mit Ideogram

Die Eingabemaske, um Bilder zu generieren, präsentiert sich ähnlich einfach und selbsterklärend wie in anderen Programmen (z.B. Fooocus oder die neue Midjourney Website):

  • Text-Feld zur Prompteingabe
  • Auswahl von Stilen (wie „cinematic“, „photo“ oder „illustration“)
  • Weitere Vorgaben, wie z.B. Seitenverhältnis oder Sichtbarkeit

Hat man den Prompt eingegeben, einen Stil und Seitenverhältnis gewählt, wird nach Klick auf „Generate“ eine Auswahl von vier Bildern generiert – und zwar sehr, sehr flott. Mit unserem kostenlosen Account waren die Bilder in 15 sek fertig gerendert.

Magic Prompt (Tipp: Dein Übersetzer)

Ein nettes Feature nennt sich „Magic Prompt“: Wird es aktiviert, wird der eingegebene Prompt per KI erweitert. Aus meinem trockenen „Ballet dancers as painted by Edgar Degas, painting“ werden vier epische Prompts, z.B.

A captivating painting by Edgar Degas, depicting ballet dancers in a studio setting. The dancers are in various stages of their routine, with one gracefully leaping into the air while others maintain their poses. The lighting is soft and warm, casting graceful shadows and highlighting the dancers' fluid movements. The background features vintage stage curtains and props, giving the scene an authentic and timeless feel., painting

Ohne Magic Prompt ähneln sich die generierten Bilder stark, aktiviert man die Option, wird durch die unterschiedlichen Prompts die Bandbreite der vier Ergebnisse deutlich größer.

Man kann durch das Feature zudem mangelnde englische Sprachkünste kompensieren: Ein kurzer Prompt auf Deutsch wird im Hintergrund auf Englisch übersetzt und dabei sogar wie eben beschrieben „blumig“ erweitert.

Prompt

Altes Buch über Kindheit in den 1950er Jahren

Magic Prompt

A vintage black and white photograph of a well-worn book titled "Altes Buch über Kindheit in den 1950er Jahren" (Old Book about Childhood in the 1950s). The book has a worn leather cover with ornate gold lettering and a delicate, worn-out ribbon bookmark. The background reveals a vintage wooden bookshelf with an array of classic books, creating a nostalgic and timeless atmosphere.

Bild weiterbearbeiten

Sind die Bilder fertig generiert, werden die vier Ergebnisse in einer Galerie nebeneinander angezeigt, auf Klick öffnet sich eine Detailansicht. Wenn als Seitenverhältnis 1:1 gewählt wurde, werden 1.024 x 1.024 Pixel große Bilder generiert, in Quer- oder Hochformaten wird die lange Seite bis zu 1.280px groß.

Über die Download-Funktion werden JPGs heruntergeladen, wer PNGs bevorzugt, kann einfach das Bild in der Galerieansicht per Rechtsklick als PNG in gleicher Auflösung laden.

Für jedes Bild gibt es in der Detailansicht u.a. zwei Optionen, um das Bild weiterzuverarbeiten:

Mit Remix lässt sich das Bild als Vorlage für weitere Bilder verwenden, die Gewichtung lässt sich in fünf Stufen einstellen. Im Gegensatz z.B. zu Fooocus (Stable Diffusion) kann nicht vorgeben werden, welcher Aspekt des Bildes übernommen werden soll (Gesicht, Struktur, Tiefenstaffelung, Farbpalette). Die Funktion entspricht eher dem in Midjourney bekannten /remix.

Die Funktion Edit ist zahlenden Kunden vorbehalten und wirkt erstmal extrem rudimentär. Mit Werkzeugen lässt sich das Bild beschneiden oder zoomen. Mit einem einfachen Tool auf dem Level von Microsoft Paint (Windows 3.1) kann man in verschiedenen Farben und Pinseldicken ins Bild malen.

Der Sinn erschließt sich erst in Kombination mit Remix: Mit der Edit Funktion lässt sich durch eine Markierung festlegen, wo im Bild später ein Text platziert werden soll.

Ideogram Bildergebnisse: Licht und Schatten

Wir haben Ideogram in den wichtigsten Disziplinen mit unseren Standard-Prompts getestet, um einen Vergleich zu Midjourney, Dall·E und Stable Diffusion zu bekommen. Vorab: In einigen Disziplinen kann der Newcomer glänzen, in anderen gibt es noch Nachholbedarf.

Keine Einschränkungen bei Promis: Mark Zuckerberg, Donald Trump und Dwayne Johnson werden als Promptvorgabe akzeptiert. Aber die Ergebnisse sind mau bis schlecht…

Bei Details & korrekter Anatomie hat Ideogram noch einigen Nachholbedarf. Schaut man sich Bilder von Menschen genauer an, gibt es bei einigen Gesichtern, Händen und der Zuordnung von Armen und Beinen einige Probleme…

Bei Text im Bild hat Ideogramm echte Stärken: Entweder per Prompt direkt mit dem Bild gerendert oder per Edit und Bildvorlage gezielt platziert.

Künstlerische Stile sind definitiv nicht die Stärke von Ideogram: Weder der Stil von Egon Schiele oder Edward Degas noch Turner wurde auch nur halbwegs erkennbar wiedergegeben.

Bei unserem ultimativen Killer-Prompt für komplexe Motive – das blaue Kaninchen – schlägt sich Ideogram dagegen sehr gut. Alle Einzelaspekte des Prompts werden zu einem konsistenten Bild zusammengesetzt:

create an image of wide angle photo of a blue rabbit eating a slice of salami pizza on a beach of a mountain lake during sunset, photo

Was kostet Ideogram?

Die wichtigste Info vorab: Es gibt einen kostenlosen Account, mit dem sich täglich(!) 25 Prompts mit insgesamt 100 Bildergebnissen 10 Prompts mit jeweils einer 4er Auswahl generieren lassen. Einschränkungen gegenüber den kostenpflichtigen Paketen:

  • Bilder lassen sich mit dem kostenlosen Account nicht bearbeiten (siehe oben).
  • Alle generierten Bilder sind öffentlich.

Für bezahlte Accounts gibt es zwei Stufen, die sich Anzahl täglich erlaubter Prompts und Priority Generation (vorrangige Bearbeitung) unterscheiden.

  • Der Basic-Tarif für 8$ pro Monat bietet 100 Prompts pro Tag und 400 Prompts pro Monat mit hoher Prio.
  • Beim Plus-Tarif gibt es für 20$ 1.000 Priority Prompts pro Monat und unbegrenzte Standard-Prompts. Nur in diesem Tarif lassen sich eigene Bilder als Vorlage hochladen.

Auf diese Preise kommt die deutsche Mehrwertsteuer, so dass man bei knapp 9€ bzw. 22€ pro Monat rauskommt. Wer sich länger binden will, kann mit jährlicher Zahlungsweise noch etwas sparen.

Zusammenfassung

Meine Einschätzung: Da wächst ein ernsthafter Konkurrent für Midjourney heran, aktuell gibt es noch einige Kinderkrankheiten und Schwächen, aber in einigen Spezialdisziplinen kann man das Tool schon guten Gewissens empfehlen.

Schwächen sind noch anatomische Details, Darstellung von Prominenten und eine sehr schmale Bandbreite von Variationen.

Es gibt aber diverse Aspekte, bei denen sich Midjourney eine Scheibe abschneiden kann:

  • Mit Ideogram kann man in wenigen Minuten einen neuen Account anlegen – ohne Umwege über Discord.
  • Der kostenlose Ideogram Account ist mehr als ein Lockangebot. Mit täglich 25 10 neuen Prompts kann man genug Erfahrungen sammeln und kleinere Aufgaben umsetzen.
  • Die Geschwindigkeit ist beeindruckend: In ca. 15 Sekunden werden vier Bildvarianten zum Prompt in voller Auflösung generiert, die direkt runtergeladen werden können.

Ideogram kommt auf unsere Empfehlungsliste für kostenlose Tools – und auf unsere Watchlist. Wenn Ideogram die bestehenden Schwächen ausbügelt, hat das Programm auf jeden Fall das Potential, mit Midjourney und Dall·E mitzuhalten.

Andreas Jürgensen
Andreas Jürgensenhttps://www.ai-imagelab.de
Andreas ist Jahrgang 1966, in Schleswig-Holstein aufgewachsen und mittlerweile gut assimilierter Rheinländer – seit er zum Studium als Fotoingenieur nach Köln zog. Seit über 20 Jahren betreibt er zahlreiche Diskussionsforen rund um diverse Fotomarken.
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